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INKONTINENZ – URSACHEN, BEHANDLUNG UND HILFSMITTEL

Mit dem Begriff Harninkontinenz oder auch Blasenschwäche wird der unwillkürliche Verlust von Urin bezeichnet. Für die Betroffenen handelt es sich nicht nur um ein lästiges, sondern auch ein psychisch belastendes Leiden, das den Alltag sogar stark beeinträchtigen kann. Das Thema Inkontinenz gilt in der Gesellschaft immer noch als Tabuthema und steht in Verbindung mit sozialer Stigmatisierung und starken Schamgefühlen. Das ist auch der Grund, warum viele Betroffene sich nicht einmal ihrem Arzt und Angehörigen anvertrauen und im Stillen leiden. Dabei stellt Harninkontinenz kein unabwendbares Schicksal dar: durch effektive Behandlungsmethoden kann das Problem reduziert oder sogar komplett behoben werden. Mittlerweile  gibt es viele effektive Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsmittel, mit denen die Lebensqualität entweder wieder ganz hergestellt oder erheblich verbessert werden kann. 

URSACHEN FÜR INKONTINENZ BEI FRAUEN UND MÄNNERN

Die Ursachen für Inkontinenz können unterschiedliche Erkrankungen im Bereich der Harnblase und deren Verschlussmechanismen sein. Sowohl Männer und Frauen sind von dem Leiden betroffen, allerdings sind die Ursachen bei beiden Geschlechtern unterschiedlich.

INKONTINENZ BEI FRAUEN

Bei Frauen begünstigen vor allem Schwangerschaften, Geburten und Übergewicht die Entstehung von Inkontinenz. Sie erhöhen die Belastung des Beckenbodens, was wiederum zu erhöhtem Druck im Bauchraum führt. In Folge kann der Beckenboden geschwächt werden. Durch spezielles Beckenbodentraining nach Geburten oder durch Gewichtsreduktion, kann Inkontinenz gezielt vorgebeugt werden und bereits bestehende Problem können reduziert werden.

Oft beginnt die weibliche Inkontinenz auch in den Wechseljahren – zwei Drittel aller Frauen sind von dem Problem betroffen. Die Hormonumstellung und ein sinkender Östrogenspiegel können dazu führen, dass der Beckenboden geschwächt wird und es zu einer Belastungsinkontinez kommt.

Erhöhter Harndrang kann auch auf eine Harnwegsinfektion hinweisen. Aufgrund der kürzeren Harnröhre sind Frauen in Vergleich zu Männern anfälliger für Harnwegsentzündungen, da Bakterien leichter in die Blase gelangen können. Mit den Wechseljahren steigt die Anfälligkeit für Infekte aufgrund hormoneller Umstellungen noch weiter an.

Im Alter kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Das Fassungsvermögen der Blase nimmt ab, was zu erhöhtem Harndrang und unkontrolliertem Urinverlust führen kann. Für ältere Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist bedeutet das oft, dass die Toilette bei plötzlich auftretendem Harndrang nicht rechtzeitig erreicht werden kann.

INKONTINENZ BEI MÄNNERN

Männer leiden generell seltener an Inkontinenz als Frauen. Die zunehmende Zahl an Prostataoperationen hat allerdings dazu geführt, dass auch Männer öfter von dem Problem betroffen sind.

Eine gutartige Prostatavergrößerung gilt als häufigste Ursache von männlicher Blasenschwäche. Die Vergrößerung der Prostata kann zu einer Verengung der Harnrühre und zu daraus resultierenden Problemen mit der Blase führen.

Eine weitere Ursache für Inkontinenz kann eine Prostatektomie sein, bei der die Prostata ganz entfernt wird. Typischerweise kommt es nach diesem Eingriff zu einer Belastungsinkontinenz, die sich durch unwillkürlichen Urinverlust durch Husten, Niesen oder Lachen äußert.

Allerdings können auch weitere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Inkontinenz spielen. Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Multiple Sklerose aber auch ein Schlaganfall können die Ursache hinter Kontinenzproblemen sein.  

Da die Ursachen sehr vielseitig sind, ist es wichtig diese zunächst genau zu bestimmen, bevor weitere Schritte der Behandlung geplant werden. 

VERSCHIEDENE FORMEN DER INKONTINENZ

So vielfältig die Ursachen der Inkontinenz sein können, so unterschiedlich kann auch die Symptomatik sein. Generell wird zwischen folgenden Formen der Inkontinenz unterschieden:

DRANGINKONTINENZ

Bei der Dranginkontinenz tritt der Harndrang so plötzlich und stark auf, dass die Toilette oft nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann. Diese Form der Inkontinenz resultiert aus einer Überaktivität oder aus einer zu großen Empfindlichkeit der Harnblase, welche oft in Folge von Krankheiten (Blasenentzündung, Multiple Sklerose) entsteht.

Gezieltes Blasentraining kann Betroffenen dabei helfen, das Füllvolumen der Blase zu vergrößern und wieder ein Gefühl für die eigene Blase zu entwickeln

BELASTUNGSINKONTINENZ

Die Belastungsinkontinenz (auch bekannt als Stressinkontinenz) ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen: bis zu 40% der inkontinenten Frauen sind von dieser Form der Harninkontinenz betroffen. Bei körperlicher Belastung – wie etwa beim Husten, Niesen, Lachen, Tragen oder Anheben von schweren Gegenständen –  kommt es zu einem unwillkürlichen Urinverlust, der sich nicht durch einen vorhergegangenen Harndrang ankündigt.

REFLEXINKONTINENZ

Unfälle oder Erkrankungen können dazu führen, dass die Blasen- und Schließmuskelfunktionen nicht mehr koordinieren oder sich kontrollieren lassen. Dies kann beispielsweise nach einer Querschnittlähmung der Fall sein. Die Betroffenen spüren nicht mehr, wenn die Blase voll ist: die Blase entleert sich in unregelmäßigen Abständen von selbst.

ÜBERLAUFINKONTINENZ

Die häufigste Form der Inkontinenz bei Männern ist die Überlaufinkontinenz, die sich durch ein „Überlaufen“ der Blase äußert: ist die Blase gefüllt, kommt es zu tröpfelndem Urinabgang.

EXTRAURETHRALE INKONTINENZ

Bei dieser Form der Inkontinenz ist eine organische Fehlbildung (eine Fistel) der Grund für ständigen Urinverlust, auf den der Betroffene keinen Einfluss nehmen kann.

Mit einem chirurgischen Eingriff kann eine solche Fehlbildung oft schon frühzeitig behoben werden. 

THERAPIEN UND LÖSUNGEN BEI INKONTINENZ

Aufgrund der vielseitigen Ursachen von Inkontinenz gibt es keine pauschalen Therapieempfehlungen. Erst nach einer gründlichen Untersuchung durch einen Arzt, bei der die Ursache der Inkontinenz ermittelt wird, kann die entsprechende Behandlungs- und Therapieform festgelegt werden.

Je nach Ursache können eine Operation, Beckenbodentraining oder Blasentraining eine Lösung darstellen. Durch eine Vielzahl von unterschiedlichsten Behandlungsmethoden ist heutzutage in sehr vielen Fällen eine Heilung oder zumindest eine deutliche Besserung des Leidens möglich. Mit den entsprechenden Hilfsmitteln kann der Alltag der Betroffenen erleichtert und sicherer gestaltet werden. 

INKONTINENZHILFSMITTEL

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Markt für Inkontinenzpatienten deutlich entwickelt. Es gibt eine Vielzahl innovativer Hilfsmittel, mit denen der Alltag erleichtert und die Lebensqualität fühlbar verbessert werden kann.

Die Hilfsmittel werden dabei in drei Hauptgruppen aufgeteilt: saugende Hilfsmittel, ableitende Hilfsmittel und sonstige Hilfsmittel. Zur ersteren zählen u.a. Windeln, Einlagen und spezielle Schutzhosen.

In der Kategorie ableitender Hilfsmittel zählen Katheter zweifelsohne zu den bekanntesten. Für männliche Patienten kommen außerdem auch Kondomurinale in Frage.  

Zu sonstigen Hilfsmitteln werden solche Hilfsmittel gezählt, die nicht den ersten beiden Kategorien zugordnet werden können. Dazu zählen etwa spezielle Tampons.

Für das soziale Leben der Betroffenen sind vor allem die Sicherheit und der Komfort ein wichtiger Faktor.

Die Hilfsmittel sollten sich gut anfühlen aber auch so gewählt werden, dass sie ihre Aufgabe erfüllen. Der Schweregrad der Inkontinenz bestimmt z.B. welche Art von Hilfsmittel in Frage kommt bzw. ausreichend ist. 

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